Klaus-Michael Köhler
Bilder & Texte
Düsseldorf
Himmel über der Stadt
schau
Die Engel sind so fern. Sie waren in Berlin, schauten die Menschen, betrachteten und verschwanden. Sie hatten versucht Menschen zu verstehen. Es war schwierig, so von oben herab.
Was blieb waren die Stadt und der Himmel. Der Himmel über der Stadt, ein Schauspiel für sich – bestenfalls. Für viele jedoch nur eine Form der Beleuchtung, einer Straßenlampe gleich.
Doch Himmel ist mehr, nicht nur das Versprechen von Weite, nicht nur Dekoration mit lustigen kleinen Farbtupfern, nicht nur dunkel und drohend, nicht nur gleißend hell und strahlend. Sicher, er ist dies alles und noch unendlich vielmehr, doch entscheidendes kommt nicht von ihm sondern von den Menschen - die Relation der Menschen zum Himmel.
Wenige Menschen nehmen ihn überhaupt wahr, sehen ihn und erkennen ihn als eigene Dimension. Er vermittelt ihnen Weite, er ordnet, dekoriert und ist laufend anders. Er ist die Ursprünglichkeit mit der sich die Stadt ständig konfrontiert. Himmel ist überall. Ob wir ihn wahrnehmen, sehen, erleben liegt nicht alleine in unserer Hand. Stadt, grade die moderne, macht etwas mit dem Himmel. Doch es macht nicht die Stadt, die Stadt ist Nichts, sie ist von Menschen gemacht. Deren Ansichten, Vorlieben, Vorstellungen, Vorurteile, Machtspiele, Ideologien, Ängste, Erkenntnisse, Unterdrückung, Freiheitsliebe, Glaube, Hass bestimmen was Stadt zu sein hat.
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kate & leo
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Die Menschen bauen Häuser, hohe Häuser, die sich schon lange von einer ursprünglichen Form entfernt haben. Sie sollen das Selbstbild des Bauenden vermitteln, Macht demonstrieren. Macht über Raum und Räume, Macht auch über den Himmel, Macht über Himmel und Erde, Macht über Andere, über Menschen.
Jedes Haus ab einer gewissen Höhe ist zwangsläufig mit dem Himmel konfrontiert, genauer konfrontiert sich.
Nicht dass es ihn je erreichen würde, dafür ist der Himmel zu zurückgezogen, zu beherrschend. Das Haus setzt Marken, zerteilt, schneidet den Himmel, strukturiert, nimmt auf, versucht sich über den Himmel zu erheben, zumindest Partner oder Gleicher, gleich - wertig.
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heaven
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Den Menschen am Fuß der Gebäude wird gezeigt, wer bestimmt, wer die Hoheit, die Macht hat. Nicht der Himmel oder gar die Welt ist es, sondern Investoren und ihre Architekten, die, nicht selten Claqueuren oder Hofnarren gleich, wie Fliegen das Geld umschwirren, ihre Vorstellungen zu ihren Machen, nicht Eigenes entwickeln, nur Macht reproduzieren sollen und wollen – damit Ohnmacht fortführen und zelebrieren. Ihr Credo, zu messen in „Kubikmetern umbauter Raum”, betongewordener Ideenlosigkeit, hübschhässlich und minder funktional. Spitzen, nicht nutzbar und möblierbar, in Beton gegossene Monstrositäten mit Lieblichkeit vorgaukelnden Bögen, verglaste Fronten, Transparenz simulierend wo Abgeschlossenheit und Abgeschiedenheit Programm ist. Jene Ikonen aber, die den Menschen ernst nehmen, haben eine klare Formensprache, sind anders, verhalten sich aktiv zu Himmel und Mensch weil sie sich trotz Größe zurücknehmen. Die Besseren von ihnen spielen mit dem Himmel, nehmen sein Angebot an, seine wechselnden Farben, Wolken und die zugehörige Sonne. Sie sind sich bewußt, ein Teil dieser Welt zu sein und ordnen sich dem Himmel unter, versuchen eine Partnerschaft.
Dem Himmel ist dies alles egal.
Er ist sowieso da,
immer anders,
für jeden Menschen anders.
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das Projekt
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Inspiriert von dem Wim Wenders Film „der Himmel über Berlin” wurde dieses Projekt erstmalig zum Düsseldorf Photo Weekend 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Es wird seitdem immer wieder um Bilder und Texte ergänzt.
Es ist damit ein Projekt in Progress.
Stand Mai 2018
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