Klaus-Michael Köhler
Bilder & Texte
Düsseldorf
Paula
Fischbrötchen
PaulaFischbrötchenPaula hatte Lust auf ein Fischbrötchen. Sie brauchte jetzt ein Fischbrötchen. Irgendeins. Sie wollte den Geschmack von Fisch im Mund haben, dieser bestimmte Geschmack nach Fisch und Meer, vielleicht ein wenig säuerlich oder nach Rauch schmeckend und dabei eine Konsistenz mit der nichts anderes mithalten konnte. Auf keinen Fall durften es diese blöden Krabben sein, die mochte sie überhaupt nicht.Aber sie hatten hier natürlich keinen Fisch. In der Bäckerei hatten sie Brötchen mit Ei, Schinken, Salami oder Käse – keinen Fisch. Ein Scheissladen war das, aber es war hier ja überall so.Die Frau hinter der Theke, es war eher ein Mädchen, wahrscheinlich Schülerin, die sich ihr Taschengeld ein wenig aufbessern wollte um sich irgendwelche Scheißklamotten zu kaufen von denen die Anderen denken sollten sie wären cool aber sie waren es nicht, es war nur billiger Plunder, irgendwo weit weg zusammengewixt und hier für teuer Geld verkauft, egal wer dabei draufging - diese Frau, dieses uncoole Mädchen hatte ein Nasenpiercing, einen kleinen, schmalen goldenen Ring, nicht wirklich auffällig dafür dezent, Paula musste schon ein zweites mal hingucken um ihn zu sehen, cool wäre anders gewesen aber es war schließlich ihr Leben, sollte sie damit machen was sie wollte oder zu wollen glaubte, armes Ding, aber es führte immerhin dazu daß Paula nicht meckerte oder pöbelte und die ganze Welt wieder gegen sich aufbrachte sondern sich für ein Körnerbrötchen mit Käse entschied, sie hätten jetzt neu auch Ziegenkäse in Scheiben, der würde gerne genommen und passte auch gut zu den Kürbiskernen mit seinem etwas kräftigeren Geschmack aber sie könnte natürlich auch gerne den Holländer haben, ob sie etwas Remoulade zusätzlich auf dem Brötchen haben wolle oder eine Tomatenscheibe? Das war der Punkt als Paula genug hatte: nein nur Brötchen, Butter und Käse, kein ChiChi. Faber machte schon immer genug Bohei um Essen da wollte sie vorher nicht auch noch in der Bäckerei diskutieren was auf dieses Scheißbrötchen rauf sollte. Nur Brot und Käse, that’s it.Auf der Bank am Spielplatz um die Ecke nahm sie das Brötchen aus der Tüte, überlegte kurz ob sie diese dämlichen Kerne nicht abpulen sollte, entschied sich aber dagegen und biss in dieses Gesamtkunstwerk, wohl wissend, daß sie lieber ein Fischbrötchen gehabt hätte aber dafür war es ok und das gepiercte Mädchen war ja auch nett gewesen und hatte sich bemüht. Das Brötchen sollte ja auch nur den gröbsten Hunger befriedigen, denn für später war sie mit Faber verabredet.Es sollte in das edle Restaurant an der Kaiser gehen, ein Italiener natürlich, früher Fabers Stammlokal, bis zur Kündigung, Faber hatte vorher nichts davon gesagt, hatte gekündigt, die Wohnung aufgegeben, vermietet und war auf Reisen gegangen und Paula stand plötzlich alleine da, nicht daß es einen Unterschied gemacht hätte, aber es war Grund genug angepisst zu sein, Paula allein zu lassen ging gar nicht war aber wahrscheinlich normal. Egal was vorher passiert war. Ihre Leben waren vorher zwar auch schon lange nicht mehr wirklich verzahnt, Faber arbeitete viel, sehr viel und Paula kam irgendwie durch, machte sich dann auch aus dem Staub und ging nach Sausalito, aber daß Faber einfach ging ging einfach nicht. Als sie im Dezember wieder hierherkam sagte sie Faber natürlich nichts, die Telefonnummer hatte sie, fing das Praktikum in der Agentur an und dann machte dieser Scheissladen nach drei Monaten zu und sie stand blöd da, dumm gelaufen aber sie kam ja über die Runden. Faber alimentierte sie und so ging es irgendwie weiter. Bis zu dem Anruf.Faber wäre zurück und habe gehört daß Paula auch wieder im Lande sei und es wäre doch schön wenn sie sich treffen könnten und sie hätten was zu bereden und das gute Essen und überhaupt. BlaBlaBla, wäre Dienstag um 6 ok?Das Essen im Portino war immer gut gewesen und Paula hatte oft einen Nachschlag gekriegt wenn es ihr besonders gut geschmeckt hatte. Sie freute sich - ein bißchen - auf das Essen, den Wein und die göttliche Zabaione und irgendwie auch auf Faber. Trotzdem: es war alles eine verfickte Scheiße. …
when the Party is over
going home
Aspirin
love
flowers
mio
5 - 7
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